Reta Tschopp und Roger Bruttin holen zwei Vize-Weltmeister Titel in Kata
28June
Reta Tschopp und Roger Bruttin holen zwei Vize-Weltmeister Titel in Kata
Zweimal Silber für Roger Bruttin und Reta Tschopp an den Judo Kata Masters Weltmeisterschaften 2008 !
Die beiden Judokas vom JJJC Pratteln holen in Brüssel in der Mixed Kategorie 2mal Edelmetall für die Schweiz.WM-Medaille ! Ein Traum wird doch noch wahr !
Es war einmal ein kleiner Junge, Sohn eines Judolehrers in Pratteln. Er träumte davon, einmal im Leben an einer internationalen Meisterschaft auf dem Treppchen zu stehen und mit der Medaille um den Hals andächtig der Sieger-Nationalhymne zu lauschen. Nach demselben Ziel strebte eine junge Handballerin aus Basel, die es vorerst in die Juniorinnen-Nati schaffen wollte….Mehr als 30 Jahre später, im Jahre 2006:die Handballerin Reta hatte in der Zwischenzeit mehrmals die Sportart gewechselt (Leichtathletik, Judo, Volleyball) und war nach 15 Jahren Unterbruch erneut beim Judo gelandet. Aus dem jungen Prattler Judoka Roger Bruttin war ein gestandener Schwarzgurt geworden, der gerade die Planung für
seine Prüfung zum 4. Dan (Schwarzgurt 4. Stufe) in Angriff nahm.Zuerst einmal mussten zwei Ukes (Partner) für die vier zu zeigenden Katas (siehe Kasten) her. Roger wurde innerhalb seinen Clubs, des JC Pratteln bald fündig. Patrick Klotz und Reta Tschopp, die soeben ihren 2. Dan gemacht hatten, übernahmen im Gegenzug für Rogers Unterstützung bei ihrer Prüfung diese Aufgabe gerne.So tigerte man von Kata-Kurs zu Kata-Lager, lernte die Kodokan Goshin-Jitsu (moderne Selbstverteidigungs-Kata) und übte die Nage- (Würfe) und Katame-no-Kata (Boden-techniken), sowie die Kime-no-kata (traditionelle Selbstverteidigung). Für eine erste Standortbestimmung eignete sich die Schweier Kata-Meisterschaft im Dezember 2007 in Liestal sehr gut,ein ‚Heimspiel’ der besonderen Art! Vor einheimischem Publikum in einer grossartigen Wettkampfatmosphäre gelang dem Trio ein guter Auftritt. Roger zeigte mit jedem seiner beiden Ukes eine Kata und erreichte eine Silbermedaille für die Goshin-Jitsu (mit Reta) und einen 5. Platz für die Nage-no-kata (mit Patrick). In dieser Kategorie wäre ohne ein ärgerliches Missgeschick in der dritten Gruppe beim Sasae-tsuri-komi-ashi ebenfalls eine Medaille drin gelegen!
Im Wissen, dass die Grundlagen jetzt gefestigt waren, besuchten Roger und Reta in diesem Jahr erneut das Kata-Lager in Fiesch mit Maitre Mikami und holten sich dort den letzten Schliff. Den technischen Teil der Prüfung zum 4. Dan bereitete Roger ebenso seriös mit Patrick vor wie die Katas. Weil in der Kime-no-kata und der Kodokan Goshin Jitsu die Angriffe teilweise gleich, die Abwehraktionen aber verschieden sind, entschied sich Roger zwei Monate vor der Prüfung, statt der Kime-no-kata die Katame-no-kata mit Reta zu zeigen. Am 21. Juni 2008 dann war es soweit: eine recht ansehnliche Gruppe aus der Region Basel reiste nach Lausanne an die Prüfungen, darunter auch Roger und seine zwei Partner. Die gute Vorbereitung machte sich bezahlt und Roger absolvierte die Prüfung sehr souverän. Die Entscheidung, nicht beide Ju-Jitsu-Katas zu zeigen, erwies sich als absolut richtig.
In diesem Sommer fanden ausserdem in Belgiens Hauptstadt Brüssel die 10. Masters Weltmeisterschaften statt.
Die Masters passten ideal in den Zeitplan: vier Tage nach der Danprüfung die Katas nochmals zu zeigen und sich auch erstmals international zu messen, war eine neue Herausforderung. Dazu kam, das die WM in Europa, also nicht allzu weit weg stattfand. Da Patrick mit seinen 29 Jahren noch zu jung für die Masters war, reisten Roger Bruttin und Reta Tschopp allein nach Brüssel und traten in zwei Kategorien als mixed couple an. Reta: ‚Beim Einwärmen warfen wir ein paar verstohlene Seitenblicke zur Konkurrenz und stellten fest, dass wir da und dort wohl schon würden mithalten können’.
Am Wettkampf gelang es den beiden gut, sich zu konzentrieren und sie zeigten ihre Katas ohne grössere Unsicherheiten, machten keine groben Fehler und hatten keinen Hänger. In der Goshin-Jitsu kamen sie als zweitletztes Paar an die Reihe und erreichten die bisher zweithöchste Punktzahl ihrer Kategorie! Reta: ‚Wir hatten ein schwedisches Katapaar, das seinen Wettkampf beendet hatte, gebeten, die Noten der anderen Teilnehmer für uns zu notieren, damit wir gleich wussten, wo wir standen’. Offenbar hatte niemand sonst die Konkurrenz so genau verfolgt. Angespannt beobachteten sie daraufhin die Vorführung des letzten Paares aus Kanada, rechneten nochmals alle Noten des Wettkampfes zusammen und freuten sich über ihre Silbermedaille. Aber es sollte noch besser kommen: Zwei Paare waren jeweils rein weiblich und wurden separat gewertet, darunter auch die siegreichen Intalienerinnen! Damit verwiesen die beiden Schweizer mit 2 Punkten (339 zu 337) Vorsprung das spanische Mixed-Paar auf den Ehrenplatz – so glaubten sie zumindest. Roger: ‚ Ich glaub’s erst, wenn’s offiziell ist, dass die Damen extra gewertet werden…!’
Dann folgte die Katame-no-kata: Hier waren 10 Paare am Start, als 7. waren Roger und Reta an der Reihe. Mit einer guten Vorführung gelang es ihnen, sich das Punkte-Maximum zu sichern. Nun folgte das grosse Zittern, ob es auch hier für eine Medaille reichen würde. Die Franzosen blieben weit unter der Punktzahl der Schweizer zurück, die Brasilianer schafften es schon bis an die 20 Punkte heran und schliesslich verhinderte das letzte Paar aus Italien mit 9 Punkten Vorsprung den Triumph des Prattler Kata-Paares.
Was dann geschah, schildert Reta so:’Am Abend dann kam der grosse Moment der Siegerehrungen. Im Kodokan Goshin-Jitsu Wettkampf wollte man uns auf den zweiten Platz setzen – worauf wir nachfragten, denn wir waren überzeugt, dass wir zwei Punkte vor den Spaniern gelegen hatten. Daraufhin wurde korrigiert und wir standen zuoberst auf dem Treppchen, erhielten die Goldmedaille und genossen den Augenblick, als die Schweizer Hymne gespielt wurde. Wir waren happy und auch ein bisschen stolz. Danach durften wir für die Katame-no-kata nochmals das Podest besteigen und unsere zweite Medaille in Empfang nehmen.
Bevor wir schliesslich unsere Sachen packten und das Turnier verliessen, fragten wir nochmals bei der Turnierleitung nach, ob das Resultat jetzt so offiziell und gültig sei. Man sagte uns, das sei so, sie müssten nur noch die beiden Korrekturen weiterleiten (auch ein anderes Paar hatte auf dem Podest wie wir die Plätze getauscht…). Für ein paar Tage konnten wir das Weltmeister-Gefühl geniessen und erhielten von unseren Freunden Gratulationen – sie alle freuten sich riesig mit uns. Dann aber, längst wieder zu Hause, entdeckten wir auf den offiziellen Ranglisten auf der Homepage der Masters, dass wir nun doch auf dem zweiten Rang lagen. Wir mussten überrascht feststellen, dass die beiden spanischen Rotweissgürtelträger mit 342 Punkten geführt wurden und damit doch gewonnen hatten. Woher kam dieser Punkte-Unterschied?? In den weiteren Abklärungen fanden wir heraus, dass wir offenbar eine von den Schweden notierte Zahl 9 für eine 4 gehalten hatten – dies erklärt die 5 Punkte Differenz zwischen dem Score auf unserem Blatt und der effektiv an die Iberer verteilten Punktzahl. Damit ist klar, dass die Spanier zu Recht Weltmeister sind’. Ob die beiden die Goldmedaille umtauschen müssen, ist noch unklar, bisher hat es noch keine diesbezügliche Kontaktaufnahme gegeben.
Neben den Prattlern nahmen noch zwei frankophone Schweizer Paare an der Juno-Kata-Konkurrenz teil. Johann Moos und Raymonde Veuthey belegten in der mixed couple Konkurrenz den 4. Rang. Sie verpassten die Bronzemedaille knapp um 3 Punkte. Bei den Herren klassierte sich das Paar Erick Vanay und Didier Fischli auf dem 5. Rang. Dieses Paar hatte an den Elite Kata Europa-Meisterschaften in Malta im Mai dieses Jahres den 9. Rang erreicht. Eine erfolgreicher Wettkampf-Tag also für ein kleines Land!
Auch wenn es schlussendlich kein Sieg war; mit zwei Vize-Weltmeister-Titeln dürfen die Prattler Kata Judokas trotzdem sehr zufrieden sein – ein von beiden schon fast vergessener Traum wurde damit doch noch Wirklichkeit! Was lange währt,……….