Doce Pares Eskrima
Klein aber fein: So könnte man die neue Gruppe beschreiben.
Diese Beschreibung trifft dabei auf die Mitglieder der Gruppe zu. Ihre Anzahl ist klein. Die Gruppe startet im Judo & Ju-Jitsu Club Pratteln mit der bescheidenen Anzahl von 8 Mitgliedern. Unter ihnen sind aber mehrere Ausbilder und Meister unterschiedlicher Kampfsport- und Kampfkunstarten - gleich zwei glückliche Umstände (kleine Gruppe mit erfahrenen Ausbildern…), die der Gruppe eine besondere Note verleihen. Interessierte Anfänger finden dort ideale Bedingungen, um effizient und rasch voranzukommen. Die sicherheitsbewusste freundlich familiäre Atmosphäre trägt zusätzlich dazu bei, manchmal recht anspruchsvolle Anforderungen an Koordination, Bodymechanik und Körperbeherrschung in fast spielerischer Konzentriertheit zu erlernen.
Klein aber fein, bezieht sich aber auch auf die Kampfkunst selbst. Mit möglichst kleinem Aufwand gilt es bei ihr, einen möglichst grossen Effekt zu erreichen. Dafür geht das Eskrima den entgegengesetzten Weg bekannter Kampfsportarten wie Kung-Fu, Karate, Aikido, Jiu Jitsu usw. Während viele sehr bekannte Kampfsportarten jahrelange Übung und sehr hartes Training erfordern, bis sie meisterhaft angewendet zur effektiven Selbstverteidigung eingesetzt werden können, geht das Eskrima den umgekehrten Weg. Anders als viele bekannte Meister wie Bruce Lee, Jet Li, Chuck Norris usw., die in ihrer Kunst lange Jahre ihren Körper, ihre Bewegungen und ihre Reaktionen trainieren mussten, bevor sie ihre erworbenen Fähigkeiten praktisch zur Selbstverteidigung einsetzen konnten, geht Eskrima einen leichteren Weg. Zur effektiven Selbstverteidigung setzt Eskrima nicht im ersten Moment in erster Linie auf mühsam erworbene körperliche Fähigkeiten sondern auf Hilfsmittel bzw. Werkzeuge. Eskrima macht sich die Erfahrung der Evolution und der menschlichen Intelligenz zu nutzen. Es setzt Werkzeuge ein. Mittels Werkzeugen verschafft sich der Mensch Vorteil in herausfordernden Situationen. Dadurch kann eine junge Frau, ein heranwachsender Teenager, ein nicht durchtrainierter Mensch hinsichtlich der Selbstverteidigung sich augenblicklich auf gleicher Ebene eines Angreifers stellen. Indem er sich ein Werkzeug zu Hilfe nimmt.
In der Praxis wird dieses Prinzip so umgesetzt, dass Anfänger damit beginnen, einfache Hilfsmittel als Waffe einzusetzen. Für die Übungen wird ein kurzer Stock verwendet, der Im Ernstfall ein Regenschirm, eine Zeitschrift, eine Taschenlampe oder sogar ein Kugelschreiber sein kann. Der Anfänger lernt, wie er sich mit Hilfe dieser „Waffe“ gegen einen kräftigen Angreifer durchsetzen kann. Dabei werden ganz bewusst nicht echte Waffen, sondern mehr Hilfsmittel (Regenschirm, Taschenlampe usw.) eingesetzt, die in der Hand des geübten dann zur effektiven Waffe werden. Ebenso bewusst wird zunächst an solchen Hilfsmitteln ausgebildet, die einen Angreifer zwar effektiv abwehren und sogar ausschalten können, aber per se nicht tödlich sind - also keine Schusswaffen oder ähnliches. Korrekt eingesetzt würde ein Angreifer durchaus mit einer blutigen Nase und etlichen Beulen zu rechnen haben, der Verteidiger muss dagegen nicht damit rechnen, den Angreifer umgebracht oder sehr schwer verletzt zu haben.
Nicht destotrotz wird mit großer Disziplin und absoluter Konzentration trainiert. So wird gewährleistet, dass trotz hoher Effektivität das Training unbeschadet absolviert werden kann. Bei diesen Übungen ist die Unterstützung des Trainingspartners essentiell für den eigenen Lernerfolg. Innerhalb der Trainingsgruppe herrscht eine sehr freundschaftliche Atmosphäre.
Eskrima nähert sich daher dem Problem (Eine Situation in der man sich selbst verteidigen muss) aus der entgegengesetzten Richtung der herkömmlichen Kampfsportarten an. Beim Eskrima lernt der schwache Anfänger gleich von Anfang an, sich in einer Problemsituation (durch die Waffe) einen Vorteil zu erwirken. Später, wenn durch die Trainingserfahrung solche Problemsituationen besser gemeistert werden können, lernt der erfahrene Schüler, wie er sich auch ganz ohne Waffen oder Hilfsmittel, mit blossen Händen und Füssen wehren kann. Er kann dadurch in möglichen Problemsituationen viel eher erfolgreich sein, als der Kung-Fu- oder Karatekämpfer der zuerst jahrelang jegliche Waffe meidet, im Problemfall schlechtere Aussichten hat und evtl. erst als Meister den Umgang mit Waffen erlernen darf.
Warum dem so ist beruht nicht darauf, das Eskrima ein intelligenteres Selbstverteidigungssystem ist als die anderen. Es beruht darauf, dass Eskrima viel jünger ist als die ehrwürdigen „alten“ Selbstverteidigungskünste. Eskrima entstand praktisch in unserer Zeit. Es entstand aus der Notwendigkeit, sich im alltäglichen Leben auf der Strasse zu wehren. Es ist keine Kunst, die über Jahrhunderte traditionell weiter gegeben wurde, sondern der Überlebenskampf auf der Strasse in einem unruhigen, unsicheren Land, in Philippinen. Dort galt es Auseinandersetzungen unbeschadet zu überstehen und später vielleicht auch mal Meister darin zu werden.